Dienstag, 4. Dezember 2012

Geburtstag

Was das Schönste
gewesen sei an meinem Geburtstag
hat mich jemand, der mich ganz gut kennt, besorgt gefragt.
Jemand der weiß,
dass ich meinen Geburtstag schon mal vergesse.

Einfach nicht daran denke,
weil es auch an so einem Tag viel mehr Schönes gibt, als nur die Feier um eine Jahreszahl.
Und ich genau deshalb an diesem Tag, fern von elektronischer Erreichbarkeit
nur für mich oft irgendwo unterwegs bin.
Ich solle doch bitt' schön mehr wert an mich
und die Bedeutung von Geburtstagen denken, meinte Frau Jemand,
deren Geburtstag ich glücklicherweise ebenfalls und wiederholt vergessen habe.
Frau Jemand! Du bist mir anders wert und wichtig.
Viel mehr als auf einer Karte, in einer SMS oder mit meinem Anruf zwischen vielen Anrufern.

Ein Apfel im Garten war das Schönste,
habe ich Frau Jemand geantwortet, halb unter Schnee lag der,
eiskalt, rot und genau deshalb mit einem ganz besonders kräftig süßen,
unbeschreiblich fruchtigen Geschmack.
Der Saft lief mir über das Kinn, ich hörte unser helles Kindergeschrei beim Hineinbeißen,
schmeckte, roch die schwere Süße von Vergänglichkeit, den Duft von Heimat
und zu Hause sein.

In Mutters Garten da am Wald, im Dorf.

Und nach über 40 Jahren las ich zum ersten Mal ihre,
diese Nachricht auf der alten Schiefertafel.
Zufällig? gefunden an jenem Tag, Anfang Dezember 2012 hinter Sammelsurium
in der alten Gartenhütte.

Mutter hat die OP gut überstanden,
wußte ich in jenem Moment ganz sicher und Mutter lächte ihr Mädchenlächeln
als ich sie an  m e i n e m  Geburtstag im Krankenhaus umarmen konnte.