Freitag, 25. Januar 2013

Wiglaf Droste





Für bayrisches Selbstverständnis, ver(w)irrte Feministinnen, 
Claudia Roth und die Halbkonsequenz grüner Poltik hat er nichts übrig. 
Er vergauckt wort-, und sinnreich den neuesten Bundespräsidenten
und dessen geläuterte Vergreisung, er lästert über Kommunisten und veröffentlicht
täglich in deren "Jungen Welt" ein lesenswertes Feuilleton.
Wer jemals ein Einzigstes geschrieben hat, weiß um die entsetzlichen Mühen 
solcher langer Ebenen vor dem Honorar.
Wiglaf Droste belächelt seine Opfer nicht und führt sie nicht schadenfroh vor.
Er nimmt prominentes Tun, Zitate und verwendete Sprache ernst.
Und genau das ist es auch, was Leser oder Zuhörer fasziniert, 
gleichermaßen angst macht, lächeln und lachen läßt.
Der gesellschaftliche Spiegel,
die erschreckend lächerliche und gefährliche Banalität
von schöngeredeter Selbstdarstellung, Gier, Selbstzweck
und deren unendlichen Nuancen.
Es gibt Dummheit, mit der sich besser und leichter regieren läßt.
"In einem Land, in dem BILD als Zeitung durchgeht
und Guido Knopp als Historiker, gelten Friseure als Hirnforscher."
Droste schrieb jahrelang für die TAZ, 
schreibt für das ostdeutsche DasMagazin,
liest für Kulturradio Figaro, den RBB. 
Ist als Genussmensch gemeinsam mit Meisterkoch Vincent Klink 
Mitherausgeber der satirischen Hefte Häuptling Eigener Herd.
Er sang mit Uschi Brüning, Ernst Ludwig Petrowsky und mit eigener Band.
Seine eigentliche Fangemeinde lebt im Osten, das ist schon am Begrüßungsbeifall, 
dem Zwischenapplaus und dem nicht enden wollenden Da capo 
zum Schluß der Lesung deutlich zu hören.
Hier im Osten wird er, seine Sprache, 
jenes hinter den Zeilen und das dazwischen besonders gut verstanden.
Droste kommt und geht graumeliert mit Bart, Hut, Schal und in abgewetzter Joppe
wie ein Heimatloser, der "in Berlin wohnt und nicht weiß warum".
Seine Zugaben gibt er am Klavier und Droste singt.  
Müde, aber so dankbar hingabevoll wie einer, der angekommen
und in Jena zu Hause ist.