Freitag, 22. März 2013

Vergessen?



Dunst ist die Welle, Staub ist die Quelle, stumm sind die Wälder …

… so beginnt der alte Zaubervers,
den Maren der schlafenden Regentrude ins Ohr singt … und so beginnt auch der Klappentext  einer Märchensammlung  des Kinderbuchverlages Berlin,  der 1982 eine kleine Auswahl von Märchen Theodor Storms in einer Taschenbuchreihe veröffentlichte.
Bulemanns Haus und andere Geschichten, so der Titel der Ausgabe,
die vom uneigennützigen Helfen freundlicher und selbstloser Menschen erzählen.
Die Illustrationen von Brigitte Handschick,
so die Berliner Zeitung in einem Nachruf auf die Künstlerin,
die  unter den  Malern und Grafikern aus dem Berliner Osten eine der ganz Stillen war und doch so viel zu sagen hatte.
Ihre feinen, strengen Landschaften, ihre  traumhaft schönen , emotionalen Stillleben und spröden Porträts  geben  Auskunft, wie innig die geborene Berlinern die stillen Naturflecken und die kleinen Alltäglichkeiten in ihrer ruppigen Stadt liebte.
Die  Malerin starb 1994.
Sie hat den Alltag in Gleichnisse übersetzt,  Werden und Vergehen gemalt, das immerwährende Gesetz der Natur, so sehr die Menschen es auch zu überlisten trachten. Sie suchte Klarheit und hinterläßt in ihren Werken die Hoffnung auf mögliche  Harmonie in allen Dingen. *

Mit dem gesellschaftlichen Crash von 1990 wurden mit den volkseigenen Betrieben  auch deren  werkseigene Bibliotheken abgewickelt.  Aus  Gemeindebibliotheken, insofern sie nicht gänzlich schlossen, aus den städtischen Bibliotheken entfernte man oft breitflächig, was nicht mehr zeitgemäß erschien.
Das betraf keinesfalls ausschließlich die dicken Wälzer von Lenin oder Karl Marx.
Verlage stampften ihre  Bücher ein,  die der neue Markt als ideelle und wirtschaftliche Konkurrenz  betrachtete und  demzufolge dafür keine Verwendung sah.
Das  war kultureller Kahlschlag, dem unendlich viel Literatur, vom  Kinderbuch bis zum Lyrikband, zum Opfer fiel.
Man muss Bücher nicht verbrennen, um Inhalte mundtot zu machen.
Die Stadt-und Kreisbibliothek meiner Heimatstadt  besaß  die Courage,  derart aussortierte Bücher vor der endgültigen Entsorgung im Theaterfoyer  auszulegen.
Trauriger Anlaß  meine (Kinder)Buchsammlung  zu erweitern und noch heute hüpft mir das Herz, wenn ich auf dem Flohmarkt oder bei anderen Gelegenheiten ein verschollen geglaubtes  Buch im Sinne von schöngeistiger Auferstehung und im  Orginal wiederentdecke.
So wie kürzlich diese:







*Sinngemäß zitiert aus der Berliner Zeitung vom 30.09.1994, © Ingeborg Ruthe
  Abbildungen © Kinderbuchverlag Berlin